Dieser Ratgeber beschäftigt sich mit den hormonellen Veränderungen vor und während der Wechseljahre.
Hormonelle Probleme in der Postmenopause
Die Postmenopause ist die letzte Phase des Klimakteriums (Wechseljahre) der Frau. Ein erhöhter Mangel an Östrogenen und ein Anstieg der Sexualhormone Gonadotropine sorgen für ein hormonelles Ungleichgewicht, das zu diversen Problemen führt, gegen die häufig ein geeignetes Mittel zur Linderung und Behebung gesucht wird.
Die Postmenopause und ihre Einordnung in den Wechseljahren
Die Wechseljahre stellen im Leben der Frau einen turbulenten Lebensabschnitt dar, da sich der Körper bezüglich der Fruchtbarkeit hormonell umstellt. Das Klimakterium (Wechseljahre) verläuft in mehreren Phasen, die sich langsam über einen mehrjährigen Zeitraum statistisch zwischen dem 45. und 65. Lebensjahr vollziehen. Die erste Phase ist die "Prämenopause" mit einem Zeitraum von circa fünf Jahren vor dem Einsetzen der "Menopause" als zweite Phase und Zeitpunkt der letzten Menstruation, die von den Eierstöcken gesteuert wird. Die dritte Phase ist die "Perimenopause", die ein bis zwei Jahre vor und nach der Menopause stattfindet und in die Postmenopause übergeht. Die "Postmenopause" umfasst einen Zeitraum von etwa 5 bis 10 Jahren nach der Menopause. Ab dem 65. Lebensjahr beginnt das sogenannte "Senium", das in der Medizin das Greisenalter bezeichnet und im Durchschnitt 10 bis 15 Jahre nach der Postmenopause mit seinen begleitenden natürlichen Alterserscheinungen einsetzt.
Östrogene und die hormonelle Situation in der Postmenopause
In all den Phasen der Wechseljahre findet nach und nach eine hormonelle Umstellung statt, die verschiedene Auswirkungen auf den Körper, die Psyche und das Wohlbefinden haben. Hormone im Allgemeinen sind elementare Botenstoffe, die ihrer Art entsprechend von bestimmten Zellen produziert und an die Zellen der Erfolgsorgane abgegeben werden, wo sie ihre spezielle Wirkung und regulierenden Funktionen entfalten. In den Wechseljahren der Frau findet die Fortpflanzungsfähigkeit langsam ihren Ausklang und schließlich ihr Ende. Der entscheidende Botenstoff ist hier vor allem das weibliche Geschlechtshormon Östrogen (Estrogen). Dieses ist ein Steroidhormon, das in den Ovarien (Eierstöcken), in den Follikeln, in dem Gelbkörper und geringfügig auch in der Nebennierenrinde produziert wird.
Östrogene haben viele wichtige Aufgaben. Sie fördern die Reifung der Eizelle, sorgen für eine gute Durchblutung der Gebärmutterschleimhaut, ermöglichen die gute Durchlässigkeit der Spermien, signalisieren der Hypophyse die Reife der Eizelle für den Eisprung und sorgen für die Ausbildung und Gesunderhaltung der Geschlechtsorgane, einschließlich der weiblichen Brust. Zudem regeln Östrogene alles Weitere, was für eine potenzielle Schwangerschaft wichtig ist. So beeinflussen sie auch die Beschaffenheit der Knochen positiv und hemmen eine osteoklastären Knochenresorption (Abbau des Knochengewebes), sodass diese kräftig genug sind. Des Weiteren stimulieren Östrogene das Immunsystem, die Sinne und den Stoffwechsel. Die körpereigene Produktion von Östrogenen kommt in den Wechseljahren der Frau zunehmend zur Ruhe. In der Postmenopause als letzte Phase des Klimakteriums besteht somit ein erhöhter Mangel an Östrogenen und ein niedriger Östrogenspiegel. Gleichzeitig ist die Postmenopause von einem hohen Anstieg an den Gonadotropin Hormonen "Follitropin" und "Lutropin" gekennzeichnet. Diese Gonadotropine werden in Hypophysenvorderlappen gebildet, in die Blutbahn abgegeben und stimulieren die Keimdrüsen. Diese Proteohormone (Hormone mit Proteinstruktur) sind unter anderem an der Produktion von Östrogen, am Eisprung und an der Reifung der Geschlechtszellen beteiligt und haben einen starken Einfluss auf den Hormonhaushalt. Das Follitropin ist ein follikelstimulierendes Hormon (FSH) und bewirkt im Eierstock das Wachstum und die Reifung der Eibläschen sowie den Eisprung. Das Lutropin, auch luteinisierende Hormon (LH) genannt, fördert bei der Frau den Eisprung, die Bildung des Gelbkörpers sowie zusammen mit dem Hormon FSH die Produktion und Reifung der Geschlechtszellen. Aus dem hohen Mangel an Östrogen und dem gleichzeitigen Anstieg an den Gonadotropinen FSH und LH ergibt sich ein hormonelles Ungleichgewicht. Diese Dysbalance und der grundsätzliche Mangel an Östrogen führen zu verschiedenen Beschwerden.
Hormonelle Probleme und Symptome während der Postmenopause
Der starke Mangel an Östrogen in der Postmenopause sowie das hormonelle Ungleichgewicht löst verschiedene Probleme und Risiken für bestimmte Erkrankungen aus, die in dieser Phase besonders schwerwiegend sein können. In den Wechseljahren treten verschiedene unangenehm wirkende vegetative Symptome auf. Besonders häufig sind dabei Probleme, wie:
Hitzewallungen an Gesicht, Nacken, Hals, Brust, Rücken und Oberarmen
Zu den psychischen Symptomen in dem Klimakterium aufgrund des Östrogenmangels gehören Antriebsarmut, depressive Stimmungen, Stimmungsschwankungen, Schlaflosigkeit und psychosomatische Probleme, die aufgrund des zunehmenden Verlustes der markanten Weiblichkeit, der Sexualität und durch optische Probleme, wie nachteilige Hautveränderungen und Haarausfall entstehen können. Insbesondere in der Postmenopause kommt es häufig zu Problemen in der Sexualität und damit auch in der Partnerschaft. Verursacht werden diese unter anderem durch organische Veränderungen. Dazu gehören atrophische Veränderungen im Bereich der Genitalien, wie Scheidentrockenheit oder auch Dyspareunie mit krampfartigen oder brennenden Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Des Weiteren sind für einen Östrogenmangel der Verlust der Libido und ein Stimulationsmangel typisch.
Der Östrogenmangel führt ebenso zu diversen organischen Veränderungen und Problemen als Folge einer verminderten Durchblutung, einem verminderten Gewebsturgor und eines Wandels des Lipid- und Kalziumstoffwechsels. Zu den organischen Problemen gehören:
die Abnahme der Elastizität und Dicke der Haut
ein Überwiegen der Androgene mit Folgen wie Akne, Haarausfall und fettige Haut (Seborrhoe)
eine Schrumpfung der kleinen Schamlippen
eine Verengung des Scheideneingangs (Introitus vaginae)
eine schwache Beckenbodenmuskulatur
eine Blasenschwäche, Harninkontinenz und rezidivierende Blasenentzündungen
eine Abnahme der Brustgröße aufgrund des hohen Östrogenmangels
Der hohe Östrogenmangel in der Postmenopause führt zudem zu einer erhöhten Freisetzung von Kalzium und Magnesium aus dem Knochen, einem Absenken des Calzitoninspiegels und der Senkung der Synthese von Vitamin D im Darm, was zu einer verminderten Calciumaufnahme führt. Die Postmenopause steigert darüber hinaus das Risiko für bestimmte Krankheiten, wie Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems (kardiovaskuläre Erkrankungen), Atherosklerose, Diabetes, Osteoporose und Brustkrebs.
Häufige Hilfsmittel zur Problembehandlung
Um dem enormen Östrogenmangel und seinen Folgen in der Postmenopause entgegenzuwirken, wird häufig eine postmenopausale Hormonersatztherapie genutzt. Dabei können verschiedene Hormonpräparate synthetischen oder natürlichen Ursprungs verabreicht werden. Zu den natürlichen Östrogenen gehören Östradiol als stärkstes und wirksamstes Östrogen sowie Östron und Östriol, die durch die Umwandlung in Östradiol wirken. Synthetische Östrogene sind Ethinylöstradiol, Östradiolvalerat als ein verestertes Östradiol und konjugierte Östrogene als ein Mix aus Östradiol und Östron, der an Trägersubstanzen gebunden ist. Die Hormone können auf verschiedene Weise verabreicht werden. Zum Beispiel "transdermal" auf der Haut in Form von Gels und Pflaster oder "parenteral" durch beispielsweise eine intramuskuläre Injektion oder "oral" in Form von Tabletten. Zu beachten ist jedoch, dass eine Hormonsubstitution (hormonelle Therapie) auch gewisse Risiken birgt und nicht immer in Betracht kommt. In der Regel sollte dafür eine medizinische Notwendigkeit und Begründung vorliegen. Nicht anzuwenden ist diese unter anderem bei Lebererkrankungen, Thrombose, dem Bestehen von Endometriumkarzinomen (Krebs in der Gebärmutterschleimhaut) oder Mammakarzinomen (Brustkrebs), was jedoch vom Stadium abhängen kann. Zunehmende Gefahren einer langjährigen angewandten Hormonsubstitution sind unter anderem Herzinfarkte, eine Brustkrebserkrankung und Schlaganfälle. Neben der Behandlung mit zugeführten Östrogenen werden auch verschiedene pflanzliche Mittel mit einer hormonähnlichen Wirkung eingesetzt, die vegetative Beschwerden lindern und leichte Probleme lösen.